Nullzinspolitik - der Gewöhnungseffekt

Anzeige
Vermittlerfortbildung 2026

Nullzinspolitik - der Gewöhnungseffekt

16.08.2016

Nullzinspolitik - der Gewöhnungseffekt © Pixabay

Es treibt mir dir Tränen in die Augen. „5%“ steht auf dem Eröffnungsantrag meines Tagesgeldkontos gedruckt. In fetter Schrift mit dem Zusatz, dass es für die ersten sechs Monate garantiert wird. Zugegeben, der Antrag ist schon etwas älter, auch damals waren die Unterschiede zwischen den Angeboten groß.

Wenn heute Faktor 10 zwischen den Zinsen liegt, heißt dies aber nicht viel mehr, als dass es statt 0,10% p.a. 1% p.a. gibt. Das Überprüfen des Freistellungsauftrags verkommt damit zur Fingerübung. Eine Gewohnheit aus alten Zeiten, in denen eine durchschnittliche Spareinlage noch so viel Zinsen brachte, dass es sich lohnte die Summen der Freistellungsaufträge jährlich zu prüfen.

0% für Staatsanleihen und Strafzinsen auch für Privatkunden

Die letzten Monate prägt das Absenken des Zinsniveaus und viel schlimmer, die Gewöhnung daran. Lange undenkbar, dass deutsche Staatsanleihen negative Renditen aufweisen oder eine zehnjährige Anleihe mit einem Kupon von 0% herausgegeben wird. Heute ist dies Realität. Interessant ist, wie schnell diese Situation zur Normalität wird. Während die Staatsfinanzen mit jedem weiteren Monat entlastet werden, in dem die Niedrigzinsen weiterbestehen, verliert der Vorsorgesparer mit jedem Monat Zeit und Zinseszinseffekt. Ein Aufschrei des Sparers? Nicht zu hören.

Dafür bringen die Niedrigzinsen erste prominente Opfer. Ein Großteil der DWS FlexPension-Serie wird eingestellt, die zugehörigen Fonds im Herbst aufgelöst. Die einstigen Stars der Garantiefondswelt sehen damit ihrem Ende entgegen. Der Grund dafür ist der fehlende Zins. Dieser wäre nötig gewesen um die Garantiekomponente darzustellen. Nullzinsniveau ist jetzt gleichbedeutend mit dem Fondsende.

Strafzinsen für Privatkunden sind nicht mehr undenkbar und könnten weiter Verbreitung finden. Eine kleine Raiffeisenbank am Tegernsee ist den Schritt bereits gegangen. Deren Kunden müssen sich damit abfinden, dass Einlagen über 100.000 Euro mit einem Abzug von 0,4% belegt werden - die Kosten der Zentralbank werden an den Kunden weitergereicht. Früher traf es nur Geschäftskunden mit hohen Einlagen, jetzt die vermögenden Privatkunden. Der Trend könnte sich weiter fortsetzen.

Positive Realzinsen können schnell verschwinden

Einziger Trost bleibt der Realzins - der Zinsertrag nach Abzug der Inflation vom erzielten Einlagenzins. Heute bleibt oft mehr übrig, als in früheren Hochzinszeiten. Über lange Zeit war die Inflation deutlich höher als der Ertrag für sicheres Tagesgeld. Nachdem die Inflation stärker gefallen ist wie die Erträge, ergibt sich daraus ein unter dem Strich positives Ergebnis für den Sparer. Der kann jedoch schnell verschwinden. Mit der nächsten Zinssenkung (oder Einführung von Strafzinsen), Mieterhöhung oder einem Anstieg der Energiekosten dreht die Rechnung ins Minus. Finanzmathematisch mag es aktuell positiv sein, psychologisch wirkt das Fehlen des Zinses negativ. Besser gesagt es wirkte. War vor einigen Monaten die Empörung noch groß, wird der Umstand, dass es keine Zinsen mehr gibt, inzwischen zur Normalität. Der Prozess des sich Abfindens tritt ein.

Kommentare


 

Kommentar hinzufügen

Mit der Veröffentlichung des Kommentars mit meiner E-Mail-Adresse bin ich einverstanden.
Summe: +

Anzeige
Leistungsvergleich VSH

Flatrate für Stellenanzeigen

12 Monate lang Stellenanzeigen schalten, ohne Begrenzung der Anzahl, für 1.500,- € netto incl. Veröffentlichungen im Newsletter.

Anzeige
KlimaPro

Neueste Veranstaltungen

Online
FinaMetrica: Profiling der finanziellen Risikobereitschaft
13.01.2026

Sicher und bewusst bessere Finanzentscheidungen treffen. Einfach, standardisiert und erprobt: Messen Sie die Risikobereitschaft …

Aus-/Weiterbildung
Infotelko: Coachingausbildung zum FCM Finanz Coach®
13.01.2026

Informieren Sie sich über unsere Coachingausbildung in einer monatlichen Telko. Begleiten Sie Menschen bei …

Online
FinaMetrica: Profiling der finanziellen Risikobereitschaft
17.02.2026

Sicher und bewusst bessere Finanzentscheidungen treffen. Einfach, standardisiert und erprobt: Messen Sie die Risikobereitschaft …

Aus-/Weiterbildung
John-Vermittlerfortbildung 2026
18.02.2026

Bei der John-Vermittlerfortbildung verbinden sich Wissen und Inspiration, um Ihre Expertise auf ein neues …

Neueste Pressemeldungen

Versicherungen
Cyberangriff auf IDEAL Gruppe
13.12.2025

Die in Berlin ansässige IDEAL Gruppe ist Ziel eines Cyberangriffs durch die Ransomware Akira …

Versicherungen
Diese Maschinenversicherer mögen VEMA-Makler
12.12.2025

Maschinen zählen wohl zu den teuersten Anschaffungen, die ein Gewerbekunde tätigen kann. Egal ob …

Versicherungen
Dr. Alexander Grieswald leitet Exklusivvertrieb
11.12.2025

Alexander Grieswald, bisher Leiter der Vertriebsdirektion Nord, übernimmt zum 1. Januar 2026 die Leitung …